Johannes Hoven und Freek Diersen hatten schon vor Jahren die Idee für eine Selbstbedienungs-Fähre über die Bocholter Aa in Höhe der Brüggenhütte. Sie wurde von Touristikern und Politikern in der Region gutgeheißen. In Leserbriefen im Bocholter Volksblatt wurde sie hingegen vernichtend negativ kommentiert. Die Initiatoren halten an ihrer Idee fest. Da es ihnen verwehrt wurde, hierzu einen Leserbrief für das Bocholter Volksblatt zu schreiben, möchten die beiden insbesondere den Dinxperloern und Suderwickern an dieser Stelle die Vorteile für die Idee näher erläutern.
Liebe
Suderwicker und Dinxperloer,
schon
seit 2014 haben wir die Idee, dass eine Selbstbedienungsfähre am Aa-Radweg in
Höhe der Brüggenhütte interessant für Radtouristen aus der weiteren Umgebung wäre
und den Tourismus in „Dinxperwick“ fördern würde. Der Radweg ist Teil der 460
km langen Route „Flusslandschaft“, wo mit viel Aufwand daran
gearbeitet und damit geworben wird, dass auf der Radtour zahlreiche
Grenzerlebnisse entlang der Flüsse Bocholter Aa, Oude Ijssel, Ijssel, Berkel
und Slinge entdeckt werden können.
Das
Ziel, das sie vor Augen haben ist es, Radtouristen – insbesondere Familien mit
Kindern – ein abenteuerliches und spaßiges Flussabenteuer zu bieten und danach
durch den sich anschließenden Wasserpark über den Aussichthügel an Zollschranke
mit Büdeken und Weltkugel vorbei nach Dinxperlo und Suderwick zu führen. Dort
erinnert am kuriosen Grenzverlauf vieles an alte Zeiten und das spannende
„Katz- und Mausspiel“ zwischen Zöllnern und Schmugglern. Dort können die
Touristen auf beiden Seiten der Grenze einkehren oder sich mit jeweils
landestypischen Proviant versorgen.
Eine
Selbstbedienungsfähre ist eine Attraktion an anderen Flüssen und könnte auch
eine an der Bocholter Aa sein. Entlang dieses Flusses und der sich
anschließenden Oude Ijssel gibt es sonst keine Stelle, wo so eine Kombination
von Flussabenteuer und Grenze erleben geboten
werden kann, wie an der „Brüggenhütte“. Hier die einzige Stelle, wo überhaupt
im Bereich der beiden Flüsse zwischen Velen und Doesburg eine Fähre eine
Verbindung zu weiteren Wegen hätte. An allen anderen Stellen – mit Ausnahme in
Bocholts Innenstadt – würden angedachte Fähren auf der anderen Flussseite in
eine Sackgasse führen und an Wiesen oder Feldern enden und keine Möglichkeit bieten,
dort weiterzufahren.
Durch
die Aa-Fähre würden Fernradfahrer aus Richtung Doesburg (NL) oder Velen oder
Duisburg (D) auf spektakuläre Weise dazu animiert, anstatt unter der Brücke
hindurch an „Dinxperwick“ vorbeizufahren, einen mit einem besonderen
Flusserlebnis verbundenen Abstecher an die Grenze zu machen. Wer
ausgeschilderte Fernradstrecken fährt, weiß, dass man nicht so ohne weiteres
einen ausgeschilderten Radweg verlässt. Es sei denn man ist informiert über
das, was rechts und links des Weges liegt, oder man wird auf außergewöhnliche
Art und Weise – wie z.B. durch eine Fähre – aufmerksam.
Eine
Aa-Fähre wurde bereits von Touristikern von beiden Seiten der Grenze befürwortet.
So von der Gemeinde Aalten und der Stiftung Achterhoek-Tourisme. Es wurde
hierfür in 2015/16 ein Betrag in Höhe von 50.000 € bereitgestellt. Mit diesem
Geld hätte eine Fähre mit den Anlegestegen gebaut werden können. Wegen der komplizierten
wasserrechtlichen Genehmigungen nach niederländischen und deutschen Recht konnten
die Mittel leider nicht abgerufen werden. Sie wurden stattdessen für eine Fußfähre
über die Berkel bei Rekken verwendet. Die Idee der Aa-Fähre ist übrigens in die
erfolgreiche Bewerbung der Gemeinden Velen, Borken, Rhede, Bocholt und
Isselburg als LEADER-Region Bocholter Aa beim zuständigen Landesministerium als
gutes Bespiel für die Handlungsfelder „Lebenswerte Region“ und
„Kultur-Marketing-Tourismus“ eingeflossen. So schlecht kann also
die Idee eigentlich nicht sein. Aus LEADER-Mitteln könnte das Projekt mit 65 % gefördert
werden. Wenn dann die restlichen 35 % auf die vier Anliegergemeinden Bocholt,
Isselburg, Aalten und Oude Ijsselstreek verteilt würden, ist eine
Selbstbedienungsfähre gut finanzierbar und wäre der Aa-Radweg und die gesamte
Region um eine spektakuläre Attraktion reicher. Ein sicherlich zu begrüßender
neuer Belag auf dem Aa-Radweg könnte übrigens leider nicht durch LEADER
gefördert werden.
Der
Internationale Beratungsausschuss der Stadt Bocholt und der Gemeinde Aalten hat
in der
Vergangenheit mehrmals die Stadt Bocholt gebeten, sich an der Klärung der wasserrechtlichen Fragen zu beteiligen.
Das blieb leider wirkungslos. Nach einer danach von Politikern gewünschten ausführlichen
Präsentation des Projekts im Bezirksausschuss Nord-West und einer positiven
Empfehlung durch den Ausschusses hat dieser zu einem Treffen der beteiligten
Gemeindeverwaltungen eingeladen, um die Möglichkeiten auszuloten. Die
Stadtverwaltung Bocholt war, aus welchen Gründen auch immer, nicht vertreten.
Dies war sicher ein entscheidender Grund, dass der Rat der Stadt Bocholt in seiner
letzten Sitzung nun die Verwaltung per Beschluss beauftragt hat, federführend
für die beteiligten deutschen Kommunen unter Beteiligung der Gemeinde Aalten
bilateral zu prüfen, ob und ggfls. unter welchen Voraussetzungen eine
Selbstbedienungsfähranlage auf der Bocholter Aa errichtet und betrieben werden
kann. Die Diskussionen und Entscheidungen hierüber würden sich erübrigen, wenn
die Fähre aufgrund der Wasserverhältnisse technisch dort nicht funktioniert
oder wasserrechtlich nicht genehmigt würde. Deswegen ist eine vorhergehende
Prüfung sinnvoll. Ob diese dann ggf. gebaut wird, kann dann natürlich von den
Gemeinden unter Abwägung aller Gesichtspunkte entschieden werden. Für einen Bau
gibt es sicher Gegner (s. Bürgermeister der Stadt Bocholt oder Leserbriefschreiber),
aber auch Befürworter (s. Achterhoek-Tourisme, Gemeinde Aalten, Touristiker der
LEADER-Region, örtliche Akteure ….
Übrigens: Aufgrund der vielen Hinweise der Kritiker
auf die beiden Brücken an der Brüggenhütte (von der eine nur dem Autoverkehr
gewidmet ist), könnten wir uns fragen – tun wir aber nicht – warum die neue Podiumsbrücke
in Bocholt am „KuBAaI – Kulturquartier Bocholter Aa und Industriestraße“ gebaut
wurde. In noch näherer Entfernung sind dort auch zwei Brücken vorhanden, über
die man vom Textilmuseum in die Spinnerei gehen könnte oder umgekehrt. Dennoch
wurde dort aus guten Gründen eine Brücke gebaut. Sie verbindet nun auch
spektakulär zwei „Leuchttürme“ an beiden Seiten des Flusses miteinander. Eine
Aa-Fähre würde im gleichen Sinne den Touristischen Orientierungspunkt an der
Brüggenhütte mit dem Radweg auf der deutschen Seite und das Umfeld des
Aussichtshügels auf der niederländischen Seite mit den „Grenzerlebnissen“
insbesondere am Heelweg verbinden. Die im Raum stehende Kostenschätzung in Höhe
von 100.000 € stellen wir übrigens aufgrund von Gesprächen mit einem
Fährenbauer und Beispielen aus den Niederlanden sehr in Frage.
Es ist für uns nicht schön, dass unsere gut gemeinte
Idee in Leserbriefen, Stammtischgesprächen oder anderswo so zerrissen wird. Schützenhilfe
von Befürwortern erwarten wir nicht, denn es gibt kaum Menschen, die so im
Thema sind wie wir und sich trauen, der nun schon erzeugten „negativen
öffentlichen Meinung“ couragiert entgegen zu treten. Deshalb sind wir auch
nicht darüber enttäuscht, dass es bisher noch keine positiven Leserbriefe gegeben
hat. Wir wissen aber, dass einige „Dinxperwicker“ dies ähnlich sehen wie wir
und sich auf Besucher freuen, die durch eine Aa-Fähre animiert würden, Suderwick
und Dinxperlo zu besuchen.
Wie eine Selbstbedienungsfähre aussieht, wie sie funktioniert und warum wir sie befürworten lesen Sie auf der Webseite des Heimatvereins unter Archiv Monat Oktober 2017 oder https://www.heimatvereinsuderwick.de/aa-faehre-dinxperwick-aa-trekkpontje.
Suderwick und Dinxperlo haben einiges zu bieten, was
uns sehr gut gefällt, worauf wir stolz sind und das wir gerne auch Besuchern
und Touristen zeigen. Wir lassen andere Meinungen gelten, werden uns aber auch
weiterhin für eine Aa-Fähre und noch weitere Grenzerlebnisse einsetzen.
Johannes Hoven und Freek Diersen (Februar 2019)
Foto: Heimatverein Suderwick, Niersfähre in Wachtendonk