Gedenken an „Rotterdamer Zwangsarbeiter in Suderwick vor 80 Jahren“
Beeindruckender deutsch-niederländischer ökumenischer Wortgottesdienst
250 Paar Herrenschuhe stehen paarweise vor der St. Michaels-Kirche. Sie symbolisieren die Unterbringung von 250 Rotterdamer Zwangsarbeitern in Suderwick
Delegation aus Dinxperlo und Suderwick nimmt an zentraler Gedenkfeier in Rotterdam teil und legt ein Blumengebinde nieder
Am 10. November 2024 war es 80 Jahre her, dass bei einer Razzia der Deutschen Wehrmacht in Rotterdam 52.000 Männer und Jungen zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert wurden. 250 dieser Opfer der deutschen Naziherrschaft wurden in Suderwick am Heelweg untergebracht (Nähere Informationen s. https://www.heimatvereinsuderwick.de/unterbringung-von-250-rotterdamer-zwangsarbeitern-in-suderwick-vor-80-jahren/).
Zur Erinnerung an die Opfer und die Männer und Frauen aus Dinxperlo und Suderwick, die ihnen in ihrer Not geholfen haben, fand zum ersten Mal seit 80 Jahren in Suderwick eine Gedenkfeier statt. Sie wurde vom Heimatverein und dem Gottesdienstkreis der katholischen Kirchengemeinde Suderwick gestaltet. Die Michaelskirche war vollgefüllt (Ankündigung und Programm s. https://www.heimatvereinsuderwick.de/oekumenischer-deutsch-niederlaendischer-wortgottesdienst-zum-gedenken-an-die-rotterdamer-zwangsarbeiter-in-suderwick-und-deren-helfern-aus-dinxperlo-und-suderwick-vor-80-jahren-und-fuer-frieden-in-de/).
Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom niederländisch-deutschem Chor „Vision“ und dem Sänger und Liedermacher Johan Meijer aus Amersfoort. Er sang u.a. ein eigens von ihm geschriebenes Lied zum Schicksal der Zwangsarbeiter. Vor, während und nach der Gedenkfeier war auf einem Großbildschirm die Dokumentation über die Zwangsarbeiter von Willem Geven zu sehen. Sie beleuchtet die Auswirkungen auf die betroffenen Opfer und die Dorfbewohner diesseits und jenseits der Grenze. Sie wurde erstellt, um darzustellen, dass mutige Menschen den Zwangsarbeitern in ihrem großen Leid geholfen oder einigen sogar die Flucht ermöglicht haben. Sie taten dies, obwohl ihnen dafür Strafen drohten oder sie um ihr Leben fürchten mussten.
Anton Stapelkamp, Bürgermeister der niederländischen Nachbargemeinde Aalten, berichtete als gebürtiger Rotterdamer aus seiner Familiengeschichte. Sein Vater und Großvater erlebten die Razzia mit.
Kunstwerk „250 paar schoenen“ von Lex Schellevis
Auf dem Kirchvorplatz erinnerten 250 Paar Schuhe an die Rotterdamer Zwangsarbeiter. Sie „liefen“ in die gleiche Richtung, in die die Besucher gehen mussten, um in die Kirche zu gelangen. Oder „standen sie zum Appell“, um Befehle zu empfangen? Nach der Gedenkfeier zeigten die Schuhe in die entgegengesetzte Richtung. Sie waren während der Gedenkfeier umgedreht worden. Die Idee für das Kunstwerk „250 paar schoenen“ hatte der Niederländer Lex Schellevis aus Suderwick. Er sorgte auch für die Ausführung.
Teilnahme Delegation aus Dinxperlo und Suderwick an zentraler Gedenkfeier in Rotterdam
Unter dem Eindruck der damaligen Ereignisse hat eine Delegation aus Dinxperlo und Suderwick am 11. November an der zentralen Gedenkfeier in Rotterdam teilgenommen. Willem und Aloys Geven, Freek Diersen und Johannes Hoven legten am Monument für die Zwangsarbeiter ein Blumengebinde nieder. Es war mit Bändern in den Nationalfarben schwarz-rot-gold und rot-weiß-blau versehen und erzeugte Aufmerksamkeit. Eine Schleife verkündete: „Wir gedenken den Rotterdamer Zwangsarbeitern in Suderwick. Die Nachbarschaft Suderwick (D) und Dinxperlo (NL)“
Bilder sagen oft mehr als Worte
Die nachstehenden Fotos von Joop van Reeken vom GrenzBlickAtelier geben gut die besondere Stimmung in und vor der Kirche wieder.
Der Heimatverein Suderwick bedankt sich bei allen Mitwirkenden, die zu einer eindrucksvollen bewegenden Gedenkfeier zu einem fast vergessenen Teil der lokalen Geschichte beigetragen haben. Besonders dankt er allen Personen, die zur Entstehung der Dokumentation beigetragen haben. Neben Willem Geven sind dies insbesondere die Zeitzeugen und ihre Familien, die mitgeholfen haben, dass nicht vergessen wird, was damals geschehen ist.
Lesen Sie gerne die Berichte des „Bocholter-Borkener Volksblatt“ und „de Band“ über die Gedenkfeier.
Johannes Hoven, November 2024