Nachruf Hildegard Schouwenburg

Im Januar 2025 ist Hildegard Schouwenburg verstorben. Sie war Jahrzehnte zuerst Lehrerin und später Leiterin der Pfarrer-Wigger-Grundschule und hat sich in Suderwick und Dinxperlo sehr für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit verdient gemacht.

Hildegard Schouwenburg, geb. Ostermann, wurde 1937 im niederländischen Dinxperlo geboren und hat dort vier Jahre eine niederländische Grundschule besucht. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde sie mit ihrer Familie als sogenannte „Reichsdeutsche“ aus den Niederlanden nach Deutschland „vertrieben“.

Nach ihrem Pädagogik Studium zog es sie wieder an die niederländische Grenze zurück. Als in 1963 Suderwick-West und somit auch die kath. Volksschule nach rd. 14-jähriger Abtretung an Dinxperlo wieder deutsch wurden, war sie dort bereits als Lehrerin tätig.1972 übernahm sie bis zu ihrer Pensionierung die Leitung der hieraus später entstandenen Pfarrer-Wigger-Grundschule. Dort setzte sie sich im Sinne ihres Vorbildes Alfred Mozer, einem der Väter der Euregio, für die Aussöhnung und die Zusammenarbeit beider Länder ein und führte deutsche und niederländische Kinder zusammen.

Dies war in Suderwick besonders gut möglich, aber auch wichtig. Da es dort keinen Kindergarten gab und die Suderwicker Kinder bis zum Bau eines Kindergartens in ihrem Wohnort verschiedene „Kleuterschoolen“ (später Basisschulen) in Dinxperlo besuchten, war es für die betroffenen Familien von Vorteil, in Hildegard Schouwenburg eine wichtige Kontaktperson zu diesen Einrichtungen zu haben.

Sie pflegte eine gute Zusammenarbeit mit den Dinxperloer Schulen.
So gab es zum Beispiel wegen der auf beiden Seiten der Grenze unterschiedliche Verkehrsregeln Prüfungen mit dem Fahrrad, die von der niederländischen und deutschen Polizei und Eltern von beiden Seiten der Grenze begleitet wurden. Nach ihrem Wechsel in die deutsche Grundschule förderte sie bei den Suderwicker Kindern die Weiterentwicklung der niederländischen Sprache, die sie spielerisch in den Dinxperloer Einrichtungen erlernt hatten. Das waren gute Voraussetzungen für deren späteres Studium in den Niederlanden oder Berufsleben. Es gab auch weitere gemeinsame Projekte mit Dinxperloer Schulen.

Gerne erzählte Hildegard Schouwenburg, dass sie 1976 auf Einladung von Theo Rijks aus Dinxperlo mit einer Abordnung von Kindern aus Dinxperlo und Suderwick zum „Defilee“ anlässlich des Geburtstages der Königin Juliana zum Schloss Soestdijk gefahren ist, wo man vor ihren Augen „Spiele ohne Grenzen“ aufführte. Im Gepäck hatte man ein hierfür nachgebautes Zollhäuschen und einen Schlagbaum sowie ein großes Plakat mit der Aufschrift „Dinxperlo – Suderwick: Dorp zonder grenzen“. Die Kinder führten im Schlosspark nicht nur einen Klompendans auf, sondern hüpften in Postsäcken am geöffneten Schlagbaum vorbei. Mit dabei waren auch die damalige Prinzessin Beatrix mit ihren Prinzen. So auch Willem-Alexander, der Enkel der Königin, dem heutigen König der Niederlande. Er konnte sich als etwa 9-jähriger auch mit den Suderwicker Kindern unterhalten, weil diese ja zweisprachig aufgewachsen waren.

Etwa Ende der 1960iger Jahre hat sie aus ihrer schulischen Funktion heraus und als Schatzmeisterin des DRK-Ortsverbandes Suderwick das Jugendrotkreuz aufgebaut. Mit ihrer Unterstützung wurden Ersthelfer-Lehrgänge und Haus- und Altkleidersammlungen organisiert und über viele Jahre Sommerzeltlager angeboten. Das Jugendrotkreuz war seinerzeit ein verlässlicher Partner bei vielen Suderwicker Dorfaktivitäten.

Als zehnjähriges Mädchen trat Hildegard Schouwenburg dem kath. Kirchenchor in Suderwick bei und wurde 2019 für 70 Jahre aktive Chorarbeit geehrt (s. Foto).

Lange Zeit war sie auch im Pfarrgemeinderat der Kirchengemeinde St. Michael aktiv.

Sehr maßgeblich war sie beteiligt am Entstehen und an Aktivitäten des Grenslandmuseums Dinxperlo. Von 1988 bis 2017 war sie Vorsitzende der Werkgruppe Grenslandmuseum, einer Untergruppe der Stichting Bewaar t Olde Dinxperlo. Sie war auch „der Motor“ des Museums.

Aufgrund ihrer umfangreichen Kenntnisse über die Geschichte der Grenze und die beiden Grenzdörfer Suderwick und Dinxperlo, war sie oft gefragte Ansprechpartnerin von Medien, so auch oft für das Bocholter Borkener Volksblatt. Sie starb im Januar 2025.

Zusammengestellt aus eigenen Erinnerungen und von Zeitzeugen: Johannes Hoven

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