Pflanzaktion mit Zaungästen

Unsere Pflanzgruppe war mal wieder in Aktion in Suderwick und Spork. Dabei wurde sie von Zaungästen besucht, die neugierig das Treiben aus der Ferne angeschaut hat. Habt Ihr gezählt? Tipp: Aus der Vogelperspektive ist es am einfachsten!

Wir danken Melanie Steffens für die spontane Aktion dieses Video für uns zu erstellen.

Dieses Video ist spontan und völlig unvorbereitet bei einer Pflanzaktion vom Heimatverein Suderwick entstanden. Bei tollem Wetter hatten die Männer plötzlich Zaungäste. Ein wunderbares Bild…

Suderwick und Dinxperlo in der Landlust „Auf Reisen“ – Kommen jetzt noch mehr Touristen mit dem Fahrrad?

Im Oktober 2018 meldete sich die freie Journalistin Cornelia Höchstetter beim Heimatverein Suderwick. Sie recherchiere für einen Reiseartikel in einem Sonderheft des Magazins „Landlust“ und fragte, ob der Heimatverein Suderwick ihr etwas über den Grenzort Suderwick-Dinxperlo erzählen und einiges zeigen könnte. Natürlich waren Bernd Brennemann und Johannes Hoven sofort hierzu bereit. Die Landlust wird doch gerne gelesen und darin erwähnt zu werden, ist schon etwas Besonderes. Nach einem Plauderstündchen bei einem „Kopje Koffie“ und „Achterhoeks Beschuit“ ging es mit dem Fahrrad entlang der Grenze. Was Cornelia Höchstetter auf den „Schmuggelpfaden“ in Suderwick und Dinxperlo beeindruckt hat, lesen Sie gerne an dieser Stelle. Weitere interessante ausgesuchte Ziele von Nord nach Süd lesen Sie in dem Sonderheft Landlust auf Reisen, das wir Ihnen gerne empfehlen.

Zum Vergrößern auf das Bild klicken.

Grenzüberschreitendes Fotoprojekt an beiden Seiten der Grenze zwischen Suderwick und Dinxperlo

Nebeneinander und gegenüber / naast elkaar en tegenover“: So lautet der Titel des deutsch-niederländischen EUREGIO-taNDem-Fotoprojektes, das am 29. März 2019 auf der Grenze in Suderwick und Dinxperlo startet und dort bis zum 24. April entlang des Heelweg/Hellweg und Anholtseweg/Brückendeich in „Dinxperwick“ zu sehen sein wird (siehe auch: https://www.tandemkunst.eu/portfolio_page/nebeneinander-und-gegenuber-naast-elkaar-en-tegenover/). Heimatverein Suderwick, Bürgerinitiative Dinxperwick, Stichting Bewaar´t Olde Dinxperlo und GrenzBlickAtelier unterstützen das Projekt Vorort.

Die beiden Fotografen Matthias Zölle und Yke Russink haben Menschen befragt, ob ihnen das Wort HEIMAT etwas bedeutet und was sie mit dem Begriff verbinden. Die Ergebnisse werden auf 12 großen LKW-Planen gedruckt und an ausgewählten Stellen links und rechts des Heelwegs und Anholtseweg in Suderwick und Dinxperlo aufgestellt.

Menschen beschreiben Heimatbegriff
Die 3,6 Meter breiten und 2,4 Meter hohen Wände präsentieren sechs deutsche und sechs niederländische Menschen, die bildhaft ihren Heimatbegriff beschreiben. Die beiden Fotografen haben ihre Aussage interpretiert, inszeniert und visualisiert. Sie versuchen mit Hilfe der Fotografie die ganze menschliche Spannbreite und Vielfalt der deutsch-niederländischen Gesellschaften zu erfassen.

Nebeneinander und gegenüber
In der Aufstellung an der Grenze schauen die in Deutschland befragten Menschen auf die niederländische Seite. Die in den Niederlanden interviewten betrachten die deutsche Seite. Die beiden Grenzdörfer Suderwick und Dinxperlo bilden den Auftakt zu dieser Fotoausstellung. Hier sind der Heelweg und Anholtseweg, an denen die deutsch-niederländische Grenze verläuft, der ideale Ort, um den Sinn der Fotoausstellung zu vermitteln. Im Mai geht die Ausstellung dann in einen Freizeitpark nach Coevorden.

Foto: Mathias Zölle

Neue Ausstellung im Grenslandmuseum ab 2. April 2019: Grenzkorrektur 1949-1963

In diesem Jahr ist es 70 Jahre her, dass es zu Grenzkorrekturen (Annektionen) an der deutsch-niederländischen Grenze kam.

Die Annektionen wurden veranlasst, weil Deutschland nicht in der Lage war, den enormen Schaden zu ersetzen, den die Niederlande im Zweiten Weltkrieg erlitten hatten.

Die Regierung in Den Haag war der Meinung, dass Deutschland deshalb Grundgebiet als Reparationsleistung abgeben müsse, was die alliierten Machthaber den Niederlanden zustanden.

Der alte Grenzverlauf wurde an 19 Orten geändert. Die bekanntesten sind  Elten und Tudderen. Einmal mehr wurde klar, dass die Politik in Den Haag einen großen Einfluss auf das tägliche Leben der Grenzbewohner hat.

Auch der Grenzverlauf zwischen Suderwick und Dinxperlo änderte sich gewaltig. Der westliche Teil von Suderwick wurde niederländisches Territorium. Am 23. April 1949 um 12.00 Uhr wuchs Dinxperlo mit einem Schlag  um 0,64 km2. An jenem Mittag zogen englische Militärangehörige gemeinsam mit niederländischen Beamten, Mitgliedern der Marechaussee und Lokalpolitikern nach Suderwick-West  und verschoben die Grenze offiziell. Der neue Grenzverlauf  wurde durch dünne runde Pfähle mit einer Fahne angegeben. Später wurden neue hölzerne Grenzpfosten eingegraben.

Für mehr als 300 Suderwicker hatte diese Grenzkorrektur eingreifende Folgen. Zur lokalen Grenzgeschichte wurde ein neues Kapitel hinzugefügt.

Jaap Snijders, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Grenslandmuseums, hat Ursache, Folgen und den Verlauf der Grenzkorrektur in Dinxperlo / Suderwick untersucht. Er hat eine Sonderausstellung zusammengestellt, die von Dienstagnachmittag, 2. April, bis Ende Juni 2019 im vorderen Ausstellungsraum des Museums zu sehen ist.

Bild: Kollektion Ben Maandag

Einladung zu einer Baumpflanzaktion

Donnerstag, 7. März 2018 ab 15.00 Uhr

an der Wiese am Hof von Krämer-Brand am Hahnenpatt 2

Wer noch nicht so früh dabei sein kann, kann gerne später dazu kommen.

An der Westseite der Wiese von Krämer-Brand (Parallel zum Elf-Apostel-Weg) pflanzen wir ab 15 Uhr eine Baumreihe mit 12 Linden.

Wenn wir dort fertig sind, pflanzen wir am Osterhofweg entlang des von dort abzweigenden Feldweges zur Keupenstraat in Dinxperlo Sträucher.

Die Berufstätigen könnten dazu kommen, sobald sie Zeit haben und bis zur Dunkelheit mithelfen.

Es wäre schön, wenn diejenigen, die mitmachen wollen, sich kurz melden bei: Johannes Hoven, Tel. 02874 2272, e-mail: info[at]heimatvereinsuderwick.de.

Wir freuen uns über eine rege Beteiligung!

Gemeinsame Bewerbung Heimatverein Suderwick und BI Dinxperwick für den Heimatpreis 2019 der Stadt Bocholt:

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Bocholt hat am 10. Oktober 2018 beschlossen, dass die Stadt Bocholt sich mit dem Thema „Heimat ist Zukunft“ um den mit 5.000 Euro dotierten Landes-Preis bewerben wird und nach bestimmten Kriterien an gemeinnützige Bocholter Vereine zu verleihen. Die Verleihung erfolgt aufgrund eines Bewerbungsverfahrens. Die Stadt Bocholt würdigt mit diesem Preis das ehrenamtliche Engagement, nachahmenswerte Praxisbeispiele mit Zukunftsausrichtung im Bereich Heimat und das heimatgeschichtliche Geschehen in den Ortsteilen. Der Heimat-Preis Bocholt soll im Rahmen der Ehrenamtsgala der Volksbank Bocholt eG am 9. Mai 2019 verliehen werden.

Nachdem sich der Heimatverein Suderwick dafür entschieden hatte sich am Wettbewerb zu beteiligen, stellte sich heraus, dass auch die BI Dinxperwick sich bewerben wollte. Im Interesse von Suderwick entschlossen sich die Vorsitzenden der beiden Vereine, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und sich gemeinsam für den Heimatpreis 2019 der Stadt Bocholt zu bewerben. Sie wollen damit zeigen, dass kein Konkurrenzdenken besteht und jeder alles tut zum Wohl des Dorfes Suderwick bzw. der Dorfgemeinschaft „Dinxperwick“.

Da ausdrücklich auch die geleistete Arbeit anerkannt werden soll und nicht nur der Blick in die Zukunft, wurde dargelegt, was in den letzten Jahren in Suderwick und Dinxperlo an nachahmenswerten Aktivitäten zur Überwindung von Grenzen zum Wohl unserer gemeinsamen deutsch-niederländischen Heimat „Dinxperwick“ stattgefunden hat. Außerdem wurde darauf eingegangen, was in nächster Zeit noch an Aktivitäten geplant ist.

Das Motto des Heimatpreises 2019 der Stadt Bocholt „Heimat ist Zukunft“ ist schon lange Leitsatz des Heimatvereins und sogar im Vereinslogo verankert. Die Bürgerinitiative Dinxperwick ist vor etwa 6 Jahren gegründet worden, um einen drohenden Schaden für unsere Heimat durch Kiesabbau abzuwenden und die Kulturlandschaft an der Grenze als ein Stück Heimat zu bewahren. Seit mehreren Jahren setzt man sich gemeinsam grenzüberschreitend für die Zukunft von „Dinxperwick“ und die dort lebenden Menschen ein.

Beide Vereine haben gemeinsam das Ziel, noch mehr Menschen für die lokale Bocholter und Dinxperwicker Besonderheit „Grenze“ zu begeistern. Sie sollen sich grenzüberschreitend „heimisch“ zu fühlen. Gemeinsam ist man stark und kann man erfolgreich die Zukunft zu gestalten. Es gab an der Grenze sehr schlechte Zeiten durch Gewaltherrschaft, Krieg und Trennung durch fast unüberwindbare Grenzzäune. Heute engagieren sich u.a. der Heimatverein Suderwick und die BI Dinxperwick, die Grenzen in Europa zu überwinden und die Chancen zu nutzen, die sich hierdurch insbesondere für die Grenzbewohner in ihrer Heimat ergeben. „Die Heimat soll nicht an der Grenze halt machen, denn Heimat hat für uns keine Grenzen“. Lesen Sie hier unsere gemeinsame „Bewerbung Heimatpreis 2019“

Heimatverein Suderwick lädt ein zu Fahrradtouren in 2019

Wie im letzten Jahr trifft sich auch in diesem Jahr im 4-wöchigem Rhythmus ab April an jedem ersten Dienstag im Monat Teilnehmer die Fahrradgruppe „Arnim, Hans-Gerd, Bernhard und Klaus“, um gemeinsam Radtouren zu unternehmen. Die erste Fahrt findet in diesem Jahr am Dienstag, dem 2. April 2019 statt. Im letzten Jahr nahmen regelmäßig etwa 20 – 20 Personen an den Radtouren teil, die offen sind für alle, die sich hierfür interessieren. Die Länge der Touren beträgt je nach Jahreszeit zwischen 30 und 40 Kilometer.

Termine: jeden 1. Dienstag im Monat von April – Oktober

2. April, 7. Mai, 4. Juni, 2. Juli, 6. August, 3. September, 1. Oktober

  • Start: 15.00 Uhr Dorfplatz Suderwick, Sporker Straße Änderung: Ab dem 2. Juli wird um 14.30 Uhr gestartet.
  • Streckenlängen: ca. 30 Km
  • Anmeldungen sind nicht erforderlich
  • Bei schlechtem Wetter wird am Start entschieden, ob gefahren wird
  • Die Teilnahme ist kostenlos (auch für Nichtmitglieder)

Das Fahrtempo liegt richtet sich nach den Radfahrern ohne Elektrounterstützung und liegt voraussichtlich bei etwa 15 Km pro Stunde

Rückfragen: Tel.  02874 – 45644, 1237, 4062 oder 2319

Regeln für die Fahrradtouren des Heimatvereins Suderwick

Bringen Sie eine gute Kondition und gute Laune mit und freuen Sie sich auf schöne Landschaften und nette Begegnungen!

Die Teilnahme erfolgt auf eigene Gefahr.

Fahren Sie bitte vorsichtig und defensiv und beachten Sie die Straßenverkehrsordnung!

Folgen Sie den Anweisungen der Tourleitungen!

Der Heimatverein Suderwick oder die Tourleitungen können für Schäden, Unfälle oder dergleichen nicht haftbar gemacht werden.

Nicht bei jeder Radtour ist eine Einkehr vorgesehen. Daher sollten Sie Verpflegung und ausreichend Trinkwasser mitnehmen.

Wir empfehlen zu Ihrer Sicherheit das Tragen eines Helms.

Für die Fahr- und Verkehrssicherheit des Fahrrades und für eine Pannenhilfe ist jeder selber verantwortlich.

Minderjährige können nur in Begleitung eines beaufsichtigenden Erwachsenen teilnehmen.

Viel Spaß und Vergnügen wünscht Ihnen Ihr Heimatverein Suderwick

Argumente für eine Aa-Fähre an der Brüggenhütte: Die Initiatoren stellen sich der Diskussion

Johannes Hoven und Freek Diersen hatten schon vor Jahren die Idee für eine Selbstbedienungs-Fähre über die Bocholter Aa in Höhe der Brüggenhütte. Sie wurde von Touristikern und Politikern in der Region gutgeheißen. In Leserbriefen im Bocholter Volksblatt wurde sie hingegen vernichtend negativ kommentiert. Die Initiatoren halten an ihrer Idee fest. Da es ihnen verwehrt wurde, hierzu einen Leserbrief für das Bocholter Volksblatt zu schreiben, möchten die beiden insbesondere den Dinxperloern und Suderwickern an dieser Stelle die Vorteile für die Idee näher erläutern.

Liebe Suderwicker und Dinxperloer,

schon seit 2014 haben wir die Idee, dass eine Selbstbedienungsfähre am Aa-Radweg in Höhe der Brüggenhütte interessant für Radtouristen aus der weiteren Umgebung wäre und den Tourismus in „Dinxperwick“ fördern würde. Der Radweg ist Teil der 460 km langen Route „Flusslandschaft“, wo mit viel Aufwand daran gearbeitet und damit geworben wird, dass auf der Radtour zahlreiche Grenzerlebnisse entlang der Flüsse Bocholter Aa, Oude Ijssel, Ijssel, Berkel und Slinge  entdeckt werden können.

Das Ziel, das sie vor Augen haben ist es, Radtouristen – insbesondere Familien mit Kindern – ein abenteuerliches und spaßiges Flussabenteuer zu bieten und danach durch den sich anschließenden Wasserpark über den Aussichthügel an Zollschranke mit Büdeken und Weltkugel vorbei nach Dinxperlo und Suderwick zu führen. Dort erinnert am kuriosen Grenzverlauf vieles an alte Zeiten und das spannende „Katz- und Mausspiel“ zwischen Zöllnern und Schmugglern. Dort können die Touristen auf beiden Seiten der Grenze einkehren oder sich mit jeweils landestypischen Proviant versorgen.

Eine Selbstbedienungsfähre ist eine Attraktion an anderen Flüssen und könnte auch eine an der Bocholter Aa sein. Entlang dieses Flusses und der sich anschließenden Oude Ijssel gibt es sonst keine Stelle, wo so eine Kombination von Flussabenteuer  und Grenze erleben geboten werden kann, wie an der „Brüggenhütte“. Hier die einzige Stelle, wo überhaupt im Bereich der beiden Flüsse zwischen Velen und Doesburg eine Fähre eine Verbindung zu weiteren Wegen hätte. An allen anderen Stellen – mit Ausnahme in Bocholts Innenstadt – würden angedachte Fähren auf der anderen Flussseite in eine Sackgasse führen und an Wiesen oder Feldern enden und keine Möglichkeit bieten, dort weiterzufahren.  

Durch die Aa-Fähre würden Fernradfahrer aus Richtung Doesburg (NL) oder Velen oder Duisburg (D) auf spektakuläre Weise dazu animiert, anstatt unter der Brücke hindurch an „Dinxperwick“ vorbeizufahren, einen mit einem besonderen Flusserlebnis verbundenen Abstecher an die Grenze zu machen. Wer ausgeschilderte Fernradstrecken fährt, weiß, dass man nicht so ohne weiteres einen ausgeschilderten Radweg verlässt. Es sei denn man ist informiert über das, was rechts und links des Weges liegt, oder man wird auf außergewöhnliche Art und Weise – wie z.B. durch eine Fähre – aufmerksam.

Eine Aa-Fähre wurde bereits von Touristikern von beiden Seiten der Grenze befürwortet. So von der Gemeinde Aalten und der Stiftung Achterhoek-Tourisme. Es wurde hierfür in 2015/16 ein Betrag in Höhe von 50.000 € bereitgestellt. Mit diesem Geld hätte eine Fähre mit den Anlegestegen gebaut werden können. Wegen der komplizierten wasserrechtlichen Genehmigungen nach niederländischen und deutschen Recht konnten die Mittel leider nicht abgerufen werden. Sie wurden stattdessen für eine Fußfähre über die Berkel bei Rekken verwendet. Die Idee der Aa-Fähre ist übrigens in die erfolgreiche Bewerbung der Gemeinden Velen, Borken, Rhede, Bocholt und Isselburg als LEADER-Region Bocholter Aa beim zuständigen Landesministerium als gutes Bespiel für die Handlungsfelder „Lebenswerte Region“ und „Kultur-Marketing-Tourismus“ eingeflossen. So schlecht kann also die Idee eigentlich nicht sein. Aus LEADER-Mitteln könnte das Projekt mit 65 % gefördert werden. Wenn dann die restlichen 35 % auf die vier Anliegergemeinden Bocholt, Isselburg, Aalten und Oude Ijsselstreek verteilt würden, ist eine Selbstbedienungsfähre gut finanzierbar und wäre der Aa-Radweg und die gesamte Region um eine spektakuläre Attraktion reicher. Ein sicherlich zu begrüßender neuer Belag auf dem Aa-Radweg könnte übrigens leider nicht durch LEADER gefördert werden.

Der Internationale Beratungsausschuss der Stadt Bocholt und der Gemeinde Aalten hat in der Vergangenheit mehrmals die Stadt Bocholt gebeten, sich an der Klärung der wasserrechtlichen Fragen zu beteiligen. Das blieb leider wirkungslos. Nach einer danach von Politikern gewünschten ausführlichen Präsentation des Projekts im Bezirksausschuss Nord-West und einer positiven Empfehlung durch den Ausschusses hat dieser zu einem Treffen der beteiligten Gemeindeverwaltungen eingeladen, um die Möglichkeiten auszuloten. Die Stadtverwaltung Bocholt war, aus welchen Gründen auch immer, nicht vertreten. Dies war sicher ein entscheidender Grund, dass der Rat der Stadt Bocholt in seiner letzten Sitzung nun die Verwaltung per Beschluss beauftragt hat, federführend für die beteiligten deutschen Kommunen unter Beteiligung der Gemeinde Aalten bilateral zu prüfen, ob und ggfls. unter welchen Voraussetzungen eine Selbstbedienungsfähranlage auf der Bocholter Aa errichtet und betrieben werden kann. Die Diskussionen und Entscheidungen hierüber würden sich erübrigen, wenn die Fähre aufgrund der Wasserverhältnisse technisch dort nicht funktioniert oder wasserrechtlich nicht genehmigt würde. Deswegen ist eine vorhergehende Prüfung sinnvoll. Ob diese dann ggf. gebaut wird, kann dann natürlich von den Gemeinden unter Abwägung aller Gesichtspunkte entschieden werden. Für einen Bau gibt es sicher Gegner (s. Bürgermeister der Stadt Bocholt oder Leserbriefschreiber), aber auch Befürworter (s. Achterhoek-Tourisme, Gemeinde Aalten, Touristiker der LEADER-Region, örtliche Akteure ….

Übrigens: Aufgrund der vielen Hinweise der Kritiker auf die beiden Brücken an der Brüggenhütte (von der eine nur dem Autoverkehr gewidmet ist), könnten wir uns fragen – tun wir aber nicht – warum die neue Podiumsbrücke in Bocholt am „KuBAaI – Kulturquartier Bocholter Aa und Industriestraße“ gebaut wurde. In noch näherer Entfernung sind dort auch zwei Brücken vorhanden, über die man vom Textilmuseum in die Spinnerei gehen könnte oder umgekehrt. Dennoch wurde dort aus guten Gründen eine Brücke gebaut. Sie verbindet nun auch spektakulär zwei „Leuchttürme“ an beiden Seiten des Flusses miteinander. Eine Aa-Fähre würde im gleichen Sinne den Touristischen Orientierungspunkt an der Brüggenhütte mit dem Radweg auf der deutschen Seite und das Umfeld des Aussichtshügels auf der niederländischen Seite mit den „Grenzerlebnissen“ insbesondere am Heelweg verbinden. Die im Raum stehende Kostenschätzung in Höhe von 100.000 € stellen wir übrigens aufgrund von Gesprächen mit einem Fährenbauer und Beispielen aus den Niederlanden sehr in Frage.

Es ist für uns nicht schön, dass unsere gut gemeinte Idee in Leserbriefen, Stammtischgesprächen oder anderswo so zerrissen wird. Schützenhilfe von Befürwortern erwarten wir nicht, denn es gibt kaum Menschen, die so im Thema sind wie wir und sich trauen, der nun schon erzeugten „negativen öffentlichen Meinung“ couragiert entgegen zu treten. Deshalb sind wir auch nicht darüber enttäuscht, dass es bisher noch keine positiven Leserbriefe gegeben hat. Wir wissen aber, dass einige „Dinxperwicker“ dies ähnlich sehen wie wir und sich auf Besucher freuen, die durch eine Aa-Fähre animiert würden, Suderwick und Dinxperlo zu besuchen.

Wie eine Selbstbedienungsfähre aussieht, wie sie funktioniert und warum wir sie befürworten  lesen Sie auf der Webseite des Heimatvereins unter Archiv Monat Oktober 2017 oder https://www.heimatvereinsuderwick.de/aa-faehre-dinxperwick-aa-trekkpontje.

Suderwick und Dinxperlo haben einiges zu bieten, was uns sehr gut gefällt, worauf wir stolz sind und das wir gerne auch Besuchern und Touristen zeigen. Wir lassen andere Meinungen gelten, werden uns aber auch weiterhin für eine Aa-Fähre und noch weitere Grenzerlebnisse einsetzen.

Johannes Hoven und Freek Diersen (Februar 2019)

Foto: Heimatverein Suderwick, Niersfähre in Wachtendonk

Sporker Blädeken und Gesundheitszentrum Spork

Gerne weisen wir darauf hin, dass in Spork monatlich das Sporker Blädeken mit Veranstaltungen in Spork erscheint und das Gesundheitszentrum im Ludgerushof in Spork auch den Suderwickern so einiges für die Gesundheit anbietet. Wir bitten um Verständnis, dass wir nicht jeden Monat hierauf hinweisen können. Wer sich aber interessiert, kann sich immer aktuell per Internet unter www.gz-ludgerushof.de über Gesundheitsangebote und unter www.spork-aktiv.de über Veranstaltungen in Spork informieren.

Wir finden die Angebote in Spork toll und wünschen den Sporkern ein gutes Gelingen!

Flyer Sporker Blädeken zum Download.

Flyer Gesundheitszentrum im Ludgerushof zum Download.

Die Tragödie eines Geldschmuggels über die Route Voerde-Suderwick-Dinxperlo

Im Jahrbuch des Kreises Borken 2019 schildert Herr Dr. Rüdiger Gollnick aus Bocholt eine Tragödie, als im Jahr 1938 drei Personen aus Suderwick und Dinxperlo versuchten, an den Behörden und den scharfen Devisengesetzen vorbei ein Geldpaket in die Niederlande zu schmuggeln. In dem Artikel ist auch ein Foto des ehemaligen Restaurants von Heinrich Tangelder zu sehen, das alte Suderwicker noch unter dem Namen „Tingel Tangel“ kennen. Es befand sich auf dem Gelände des heutigen Küchenzentrums Keiten-Schmitz an der Dinxperloer Straße.

Der Verfasser und auch der Kreis Borken sind freundlicherweise einverstanden, dass wir die spannende Geschichte hier wiedergeben.

Das Jahrbuch enthält noch weitere Artikel über Ereignisse im Kreis, so u.a. auch einen Bericht von Werner Brand über die Einweihung des Kunstwerks „Europa en de Stier“, das der Heimatverein Suderwick und die Stichting Bewaar´t Olde Dinxperlo im letzten Jahr gemeinsam an der Kreuzung Europastraat und Keupenstraat aufgestellt haben. Dem angehängten Flyer können Sie entnehmen, wo das Jahrbuch des Kreises für € 7,50 erworben werden kann.

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Das Interesse gilt dem individuellem Schicksal

Ein kurzes Vowort zur folgenden „Tragödie“ – von Rüdiger Gollnick

Die folgende Geschichte über den ‚misslungenen Geldschmuggel’ dokumentiert zunächst einmal die enge Verbindung der Menschen im deutsch-niederländischen Grenzraum, hier vom unteren Niederrhein bis in den Bocholter Raum hinein. Man heiratet über die Grenze hinweg und wählt auch den Wohnort diesseits und jenseits. Das wird am Beispiel der Familiengeschichte Batens deutlich. Und wenn man wirtschaftlich unternehmungsbereit ist, ist die nationale Grenzziehung kein Hindernis. Diese Beziehungen werden aber in dem Augenblick eingeschränkt, ja behindert, wenn sich die politische „Großwetterlage“ ändert. Im konkreten Falle greifen die geänderten politischen Regeln und Gesetze direkt in das individuelle Handlungsfeld ein. Der Einzelne gerät in das Spannungsfeld zwischen individueller Freiheit und Interessenlage einerseits und staatlicher Zwangsverordnung sowie politischer Ideologie andererseits. Wilhelm Baten gerät zwischen die Mühlsteine einer Diktatur und verliert.
Der hier vorgestellte Fall lässt von der Dokumentenlage her die Möglichkeit offen, ob der initiierte Geldschmuggel einem jüdischen Mitbürger jenseits der deutschen Grenze helfen sollte oder ob nicht auch eigene finanzielle Interessen eine Rolle spielten. Beide Aspekte werden in den Dokumenten thematisiert.
Mich als Autor hat gerade das Thema fasziniert: Das Individuum zwischen den Mühlsteinen einer bzw. zweier Diktaturen: der nationalsozialistischen und der sowjet-russischen. Nach meinem im Jahre 2017 erschienenen Buch „Fremd im Feindesland – Fremd im Heimatland“ arbeite ich an dieser Thematik und publiziere darüber. Wen es interessiert – meine Homepage gibt darüber Auskunft: www.dr-gollnick.de und speziell: http://www.dr-gollnick.de/dr-gollnick.de/Niederrhein.html

Eine politische Hintergrundskizzierung
Am 1. August 1931 hatte der Reichspräsident von Hindenburg eine Notverordnung, veranlasst von der Regierung Brüning, zur Devisenbewirtschaftung erlassen (sog. Reichsfluchtsteuer). Das bedeutete, dass der Erwerb und der Gebrauch von ausländischen Geld-/Goldzahlungsmitteln sowie die Ausfuhr von Reichsmark nur noch beschränkt möglich oder genehmigungspflichtig waren bzw. sie wurden gänzlich untersagt. Ab dem 29. September 1934 durften nur noch zehn Reichsmark pro Person ausgeführt werden. Man erließ eine sog. Reichsfluchtsteuer, d.h. der Staat zog eine erhebliche Gebühr vom Vermögen der Auswanderungswilligen ein. Das Guthaben wurde auf einem Sperrkonto eingerichtet und konnte nun ins Ausland – nach Genehmigung – transferiert werden.

Nach der sog. „Machtergreifung“ durch die NSDAP und mit den diskriminierenden juristischen Gesetzen und wirtschaftlichen Boykott-Maßnahmen gegen die Bürger jüdischen Glaubens suchten immer mehr Betroffene nach Möglichkeiten, Deutschland zu verlassen. Sie mussten bei einer Auswanderung zusätzlich zur Reichsfluchtsteuer eine Sonderabgabe zahlen, die sog. Dego-Abgabe an die Deutsche Golddiskontbank. Die Abgabenhöhe auf den gesamten Vermögensbesitz (Geld/Gold, taxierte Immobilien und Mobilien usw.) erhöhte sich im Laufe der 30er-Jahre mit der zunehmenden Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Mitbürger: August 1934 – 20 %; Oktober 1936 – 81 %; September 1939 – 96 %. Bis Ende 1933 wurde auswanderungswilligen Juden eine Mitnahme von 15.000 RM gestattet. Ab Oktober 1934 erfolgte keine Genehmigung mehr.

Ab dem 1. Dezember 1936 hatten die Landesfinanzämter das Recht, beim bloßen Verdacht der Vermögensverschiebung (z.B. Geld-/Goldschmuggel ins Ausland) einen Zugriff auf das Vermögen durchzuführen, ferner Einblicke in Grundbücher und Bankkonten zu nehmen. Darüber hinaus mussten Vermögensverhältnisse offen gelegt und angemeldet werden. Konnten die jüdischen Besitzer die hohen auferlegten Steuerabgaben letztlich nicht mehr zahlen, ging das Verfügungsrecht über den Besitz an den Staat über. Gelang ihnen die Flucht ins Ausland, wurden sie steckbrieflich gesucht und ihre Vermögen eingezogen. Nach der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 wurde den deutschen Juden im Reich mit der Verordnung vom 12.11.1938 eine Sondersteuer in Höhe von 1 Mrd. RM als Sühneleistung an das Deutsche Reich auferlegt.

Parallel zu dieser Entwicklung versuchten die Nationalsozialisten den weltanschaulichen Gegner – die katholische Kirche – trotz des geschlossenen Konkordats über juristische Prozesse öffentlich zu diskreditieren und zu bekämpfen (Prozesse wegen sog. Devisenschieberei gerade bei international tätigen Orden und die Sittlichkeitsprozesse).1

Aus den Polizeiakten
Vor diesem Hintergrund muss der Versuch von drei Personen aus dem niederländisch-deutschen Grenzgebiet gesehen werden, ein Geldpaket in die Niederlande an den Behörden und den scharfen Devisengesetzen vorbei zu schmuggeln. Aus den Polizeiakten ergibt sich ein überaus interessanter Einblick in den Überwachungsstaat und die fast naive oder schlecht durchdachte Vorgehensweise der Schmuggler. Am 25. September 1938 wurde ein Protokoll (Eintrag Nr. I/159) bei der Polizei in Voerde (Niederrhein) aufgenommen:

„Freiwillig erscheint der Buchdrucker Heinrich Matten, 28 Jahre alt, in Friedrichsfeld, Poststr. 53, wohnhaft und erklärt: Am vergangenen Donnerstag betrat eine etwa 30jährige, mir völlig unbekannte Frau mein Geschäftslokal und händigte mir ein Paketchen aus, mit dem Bemerken, eine ältere, ihr unbekannte Dame habe es ihr auf dem Bahnhof in Essen gegeben, mit der Anweisung, es in dem Geschäft von Heinrich Matten in Friedrichsfeld, Poststr. 53, abzugeben. Angeblich befänden sich Rasierklingen darin. Da die angegebene Adresse richtig war, vermutete ich, daß in dem Paket ein Brief bzw. Zettel sei, der mir nähere Aufklärung geben würde, schon deshalb, weil ich doch nirgends Rasierklingen bestellt hatte. In Gegenwart der Überbringerin öffnete ich darum das Paket, welches in einem weißen Papier eingewickelt und ohne irgendeine Anschrift versehen war. Ich mußte feststellen, daß der Inhalt keine Rasierklingen, sondern nur Geldstücke waren. Die Nachzählung ergab, daß zehn Rollen zu je 200 RM Fünfmarkstücke und eine weitere Rolle zu 100 RM Fünf- und Zweimarkstücke in dem Paket waren. Die Überbringerin beteuerte, die Frau, von der sie das Paket bekommen und den Auftrag erhalten habe, es mir auszuhändigen, nicht zu kennen. Sie sei von ihr in Essen auf dem Bahnhof dieserhalb angesprochen worden. Für ihre Bemühung habe sie angeblich 1.- RM von der betr. Frau bekommen. Als sie sah, daß Geld in dem Paket war, tat sie ganz erstaunt und schließlich verlangte sie dann auch von mir eine Quittung darüber, daß sie das Geld abgegeben habe. Auf meine Frage, wer sie sei, um ihr die verlangte Quittung zu geben, sagte sie, sie heiße Meier. Wo sie herkam, sagte sie nicht, obwohl ich sie darum gefragt habe. Sie gab mir nur die ausweichende Antwort: „Das ist ja gleich“. Die Quittung, die ich ihr aushändigte, lautete: „Von Fräulein Meier ein Paket erhalten. Heinrich Matten.“ Die Frau hat sich sogleich entfernt und zwar begab sie sich sofort wieder zum Bahnhof. Mit dem Zuge 12,40 Uhr ist sie in Richtung Dinslaken wieder fortgefahren. Die Frau trug ein blaues Jackenkleid, blauen Hut und war schätzungsweise 30 Jahre alt. Sie hatte schwarzes Kopfhaar. Weiter kann ich über die Frau keine Einzelheiten sagen. Seitdem war niemand mehr bei mir, der nach dem Geld gefragt hat. V.g.u.: Gez. Heinrich Matten. G.w.o.: Gez. Reuters, Polizeimeister.“ 2

Am 26. September erfolgten zusätzliche Eintragungen, in denen Folgendes festgehalten wurde: Das Haus des Buchdruckers Heinrich Matten wurde unter Bewachung gestellt und ihm aufgegeben, sofort die Polizei zu verständigen, wenn nach dem Geld oder dem Paket gefragt würde. An diesem Tage wurde Matten vom Schwiegersohn seines Hausbesitzers Baten wegen des Päckchens angefragt, was Matten sogleich meldete. Daraufhin wurde der Schwiegersohn Batens, der selbstständige Bäcker Johann Elbers, geb. 28.11.1908 zu Suderwick, Krs. Borken, verheiratet, wohnhaft in Suderwick, Hellweg 25, verhaftet. Mit ihm wurde der Wirt Heinrich Tangelder, geb. 14.10.1879, zu Suderwick, Krs. Borken, verheiratet, wohnhaft in Suderwick 12, festgenommen, da er mit seinem Kraftwagen Johann Elbers nach Friedrichsfeld gefahren hatte. Tangelder gab im Verhör an, dass er nur sein Fahrzeug zur Verfügung gestellt habe, um ein Paket für Baten zusammen mit Elbers abzuholen. Elbers verneinte, Kenntnis vom Inhalt des Päckchens gehabt zu haben. Die zuständige Kripo-Stelle in Essen wurde benachrichtigt über die Beschlagnahmung von 2.100 RM in Hartgeld und über den Verdacht, dass der Installateur Wilhelm Baten aus Dinxperlo in Holland Hartgeld schmuggeln wollte.

5-Reichsmark Münze im Jahre 1937

Die Recherchen ergaben, dass Baten mit seiner Familie von 1906 bis 09.05.1932 in Friedrichsfeld, zuletzt in seinem Haus Poststr. 53 gewohnt hätte. Baten hätte hier viele Bekannte, würde sich öfter in Friedrichsfeld aufhalten und wäre sehr ortskundig, – deshalb auch die Adressenangabe an die Frau „Meier“. Wilhelmus Baten, Elektriker, geb. 17.09.1882 in Gendringen, wohnhaft in Dinxperlo/Holland, wurde zur Fahndung ausgeschrieben.

Von Essen erfolgte nun von der Zollfahndungsstelle die Mitteilung, dass der Betrag von 2.100 RM und der BMW-Kraftwagen des Tangelder beschlagnahmt und Johann Elbers und Heinrich Tangelder verhaftet wären. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass Baten Grundvermögen in Friedrichsfeld (Poststr. 53) und sich bisher häufiger in Friedrichsfeld aufgehalten hätte. Er wäre zur Fahndung ausgeschrieben.

Am 12. Oktober 1938 findet sich in der Voerder Polizeiakte folgende Eintragung des Beigeordneten an die Zollfahndungsstelle in Essen im Hinblick auf die Überbringerin der 2.100 RM, die dem Buchdrucker Matten ihren Namen mit Meier oder Meyer angab: „Ich habe festgestellt, daß zu Gunsten einer Firma „Hans Meyer o.H. in Essen, Huyssenallee 25,“ eine Hypothek auf dem Friedrichsfelder Grundstück des in Dinxperlo in Holland wohnenden Beschuldigten Wilhelm Baten eingetragen ist. Die Firma ist s. Zt. bei einer Zwangsversteigerung durch einen Hans Meyer persönlich vertreten worden, Meyer ist Jude. Es ist zu vermuten, daß das beschlagnahmte Hartgeld für diesen Juden von Baten nach Holland verschoben werden sollte, weil die Überbringerin des Geldes den Namen „Meyer“ angab. Jedenfalls ist eine Ermittlung in dieser Hinsicht zweckmäßig. Unterschrift.“

Geldwert
Zu der beschlagnahmten Geldmenge ist zu bemerken, dass diese aus Hartgeld bestand, nicht aus Papiergeld. Die Reichsmark (RM) war die offizielle Währung von 1924 bis 1948 im Deutschen Reich. Die Hartgeldmünzen von 2 RM und 5 RM waren Scheidemünzen und hatten einen halben Silbergehalt, weshalb sie von der Bevölkerung trotz Verbotes gehortet wurden. Durch Inflation oder Materialpreiserhöhungen konnte es passieren, dass der Materialwert der Münzen höher lag als der Nominalwert.

Die Kaufkraftäquivalenz einer Reichsmark wird von der Deutschen Bundesbank bezogen auf die Kaufkraft des EURO zum Stand Januar 2017 wie folgt angegeben: 1 Reichsmark 1924 = € 3,90 – 1 Reichsmark 1937 = € 4,103. Man kann also von einem Transfer von ca. 9-10.000 € ausgehen. Wenn man dann bedenkt, dass der jährliche (!) Durchschnittsverdienst eines Steuerpflichtigen im Jahre 1938 zwischen 1.500 und 2.000 RM (verh., 2 Kinder) lag, so war der Wert des Päckchens schon bedeutend.

Haus Baten

Ungereimtheiten
Was sich bei der polizeilichen Vernehmung ergibt, grenzt an entwaffnende Naivität oder schlampige Vorbereitung. Dass der Adressat mit dem Päckchen völlig überrumpelt und misstrauisch wird, ist vorhersehbar. Noch dazu durch den Hinweis, es seien Rasierklingen enthalten, wobei die Initiatoren ja nicht davon haben ausgehen können, dass er just zu diesem Zeitpunkt eine diesbezügliche Bestellung getätigt hatte. Zudem ist das Verhalten der jungen Frau und ihre Geschichte für Heinrich Matten schlechthin verdächtig und nich glaubwürdig. Dass sie darüber hinaus einen Namen nennt, der dann eine Verbindung der beiden Abholer Elbers und Tangelder mit Baten und einem Juden namens Meier oder Meyer in Dinxperlo ermöglicht, kennzeichnet den Dilettantismus des Geldschmuggels. Interessant ist nun, dass über den polizeilichen Blick in das Grundbuch eine mögliche Verbindung von Baten zu Meier/Meyer nahe liegt. Zudem sind die damaligen Wohnsitze von Baten und Meier/Meyer in Übereinstimmung. Aber erschwerend kommt jetzt hinzu, dass Meier/Meyer Jude ist. Für alle Beteiligten wird es nun vor dem Hintergrund der rassistischen Verfolgung jüdischer Menschen kritisch, da sie einen Geldschmuggel zu Gunsten eines Juden getätigt haben sollen.

Recherchen in der Gegenwart
Wie Frau Matten sen. mitteilt, ist die Anschrift des Hauses von Wilhelm Baten nicht Poststr. 53, sondern Poststr. 39. Heinrich Matten war damals als Schriftsetzer arbeitslos. Im Hause Poststr. 39 befand sich aber eine Druckerei, deren Besitzer ihm die Fortführung des Betriebes anvertrauen wollte, was Heinrich Matten gerne annahm, denn sein Bruder, den er dann einstellte, war Drucker. Am 1. März 1933 mietete er die Räumlichkeiten, die Wilhelm Baten gehörten. Nach dem Krieg überließ der Besitzer Heinrich Matten großzügig den Druckereibetrieb. Das Haus steht heute noch, worin sich ein Blumengeschäft befindet. Die Druckerei Matten existiert ebenfalls heute noch in der dritten Generation auf der Bülowstraße in Voerde-Friedrichsfeld. Das ehemalige Haus von Baten, heute Post-str. 39 in Voerde-Friedrichsfeld, liegt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs.4

Recherchen hinsichtlich der festgenommenen Elbers und Tangelder und des zur Fahndung ausgeschrieben Baten haben ergeben:

Johann Elbers: geb. am 28. November 1908 in Suderwick 25, gest. am 21. Juli 1948 -Von Johann Elbers leben Nachfahren bzw. Verwandte heute noch in Suderwick. Heinrich Tangelder: Heinrich (Johann Heinrich) Tangelder, geb.: 14. Oktober 1879 in Suderwick 12, gest.: 18. Februar 1949 in Isselburg.5

Es leben mehrere Nachfahren bzw. Verwandte von Heinrich Tangelder in Suderwick. Er war Mitbegründer der Feuerwehr und des Sportvereins Viktoria 09 Suderwick. Zudem war er der Gastwirt der Wirtschaft TingelTangel, wo heute die Firma Keiten-Schmitz ansässig ist.6

D.H. Keuper übermittelte ein „curriculum vitae“ des Wilhelm Baten aus dem „bevolkingsregister Gendringen en Dinxperlo tot 1940“:

Wilhelmus Lambertus Baten, geb. Gendringen -17.09.1882 Sohn von Johan Baten u. Johanna Maria Derksen. Wilhelmus geht nach Wisch 16.06.1898, kommt nach Gendringen 12.05.1902; geht 14.11.1899 nach Bocholt (D), kommt zurück 08.05.1900; geht 28.10.1900 wieder nach Bocholt. In Dinxperlo kommt am 27.05.1932 Wilhelmus Lambertus Baten zurück von Friedrichsfeld mit Ehefrau Elisabeth Lindemann, geb. 02.02.1879 Spellen; Sohn Johannes Theodor geb. 03.01.1909 Spellen; Tochter Louise geb. 07.03.1910 Friedrichsfeld; Tochter Antonia geb. 13.07.1916 Friedrichsfeld; Sohn Erich geb. 08.12.1917 Spellen; Tochter Anna geb. 20.04.1919 Spellen. Die Familie hat in diversen Häusern in Dinxperlo gewohnt: A60; A112; A311; A353.

Wilhelmus Lambertus und Elisabeth gehen 22.07.1937 nach Geertruidenberg, kommen am 08.04.1938 wieder zurück nach Dinxperlo. Nach 1940 ist der Lebenskreis der Batens unklar.

Gregor Baten, ein Verwandter in Dinxperlo, hat aber noch ein Lebenszeichen von

Wilhelm Baten gefunden: „Wilhelmus lambertus baten heeft na 06-09-1949 aangifte gedaan van het overlijden van zijn vrouw.“ Baten zeigte demnach den Tod seiner Frau Elisabeth Lindemann (6. September 1949 in Geertruidenberg bei Rotterdam) an. Wilhelmus Baten ist nachweislich in niederländischen Registern eingetragen. Er wird als Elektriker verzeichnet. Die o.a. Orte Spellen und Friedrichsfeld sind heute Ortsteile der Stadt Voerde.

Juristische Konsequenzen: Friedrichsfelder Informanten geben an, dass Wilhelm Baten tatsächlich festgenommen wurde. Ob er in einem Gerichtsverfahren verurteilt worden ist, bleibt offen. Sicher ist aber, dass das Haus des Wilhelm Baten konfisziert wurde. Also muss von einer staatlichen Institution irgendeine Aktion/Strafe erfolgt sein.

Hans Meier oder Meyer
Der Empfänger der Geldsendung ist nicht mehr lokal oder biografisch nachweisbar. Sonja Rexwinkel gab den Hinweis, dass auf dem Gedenkstein für die jüdischen Opfer der Nationalsozialisten in Dinxperlo eine Jetta Meier verzeichnet ist, die deportiert wurde. Vielleicht ist sie die Witwe von Hans Meier?? Man muss es offen lassen, ob der gescheiterte Geldschmuggel zu Gunsten des jüdischen Niederländers Meier erfolgte. Da eine Hypothek auf dem Grundstück lastete (siehe Polizeibericht), besteht auch die Möglichkeit, dass Baten dem Gläubiger Meier/Meyer Geld überbringen wollte (?). Ob die Hypothek zum Zeitpunkt September 1938 noch eingetragen war, ist nicht zu ermitteln, wäre aber nicht auszuschließen. Eine andere Möglichkeit der Interpretation besteht darin, dass Baten dem Hans Meier schlechthin helfen wollte. Bei diesen Überlegungen wird immer davon ausgegangen, dass ein Hans Meier/Meyer in Dinxperlo lebte. Eine andere Möglichkeit ist die, dass Baten eigenes Kapital, das er in Deutschland erwirtschaftete, in die Niederlande für seine eigenen Zwecke bringen wollte. Friedrichsfelder Informanten halten das durchaus für möglich: Baten war ein umtriebiger, aktiver Mensch.

Quellen / Literatur

  1. Sabine Mecking: Verfolgung und Verwaltung. Die wirtschaftliche Ausplünderung der Juden und die westfälischen Finanzbehörden. http://www.westfaelische-geschichte.de/web398
    http://ns-quellen.at/gesetze_anzeigen.php
    https://de.wikipedia.org/wiki/Devisenstelle
    https://de.wikipedia.org/wiki/Dego-Abgabe
  2. Polizeiprotokoll Stadtarchiv Voerde – 31-08
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsmark, Fotos ebd.
    https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Standardartikel/Statistiken/kaufkraftvergleiche_historischer_geldbetraege.html#doc124142bodyText2
  4. Haus des Wilhelmus Baten in Friedrichsfeld, Foto: Gollnick
  5. Informationen v. G. Kamperschroer
  6. Informationen und Foto v. Charly Tangelder

Dank
Ein herzliches Dankeschön geht an den Heimatverein Bocholt-Suderwick mit seinem Vorsitzenden Johannes Hoven, der Informationen gab und Verbindungen zu weiteren Informanten herstellte: Gerd Kamperschröer, Henk Keuper, Sonja Rexwinkel, Charly Tangelder, André Tangelder.
Ferner an: Frau Matten sen., Buchdruckerei Matten, Voerde. Hugo Kuiper, Stichting Vrienden van de Aaltense Synagoge, Gregor Baten.
Der Stadtarchivarin Kirsten Lehmkuhl vom Stadtarchiv Voerde sei für die freundliche und effektive Zusammenarbeit Dank gesagt.